Zufriedenheit mit dem Job ist nun einmal nicht gleich Zufriedenheit
Die meisten empirischen Studien die zum Thema Arbeitszufriedenheit durchgeführt werden, kommen laut den Organisationspsychologen Gebert/von Rosenstiel zu dem Schluss, dass ca. 2/3 der befragten Teilnehmer mit Ihrem Job „zufrieden“ sind. Diese hohe Zufriedenheit mit dem Job und dessen Randbedingungen, stehen auf den ersten Blick diametral entgegengesetzt zu den Ergebnissen anderer Befragungen, die zu dem Schluss kommen, dass die Mehrzahl der Arbeitnehmer unzufrieden ist und einen Jobwechsel konkret in Erwägung zieht, zumal die Erschöpfungs- und Burn-Out Syndrome immer stärker zunehmen.
Wie kann es also sein, dass ein Arbeitnehmer der „zufrieden“ mit seinem Beruf ist, den Job wechseln will, bzw. einen Burn-Out erleidet?
Um diese auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnisse zu erklären ist es hilfreich, zwischen progressiver und resignativer Arbeitszufriedenheit zu differenzieren. Ein Arbeitnehmer, der „progressiv“ zufrieden ist, erlebt seine beruflichen Rahmenbedingungen als unterstützend. Kurz: Er kann sich in seinem Beruf positiv ausleben bzw. proaktiv verändern. Diese Gestaltungsfreiheit führt dazu, dass die Arbeitszufriedenheit hoch ist. Im Gegensatz hierzu hat ein Arbeitnehmer, der „resignativ“ zufrieden ist, so viele Rückschläge in seinem Arbeitsumfeld erlebt, dass er sich hilflos diesem ausgesetzt fühlt. Genau diese Ohnmacht, die Arbeitsbedingungen nicht proaktiv gestalten zu können, führt zu dieser resignativ-passiven Haltung, die sich pointiert wie folgt formulieren lässt: „Ich kann so oder so nichts ändern und habe aufgegeben noch irgendetwas verändern zu wollen. Lieber bin ich einigermaßen zufrieden als ständig unzufrieden.“
An dieser Stelle soll noch einmal ausdrücklich betont werden, dass resignative Arbeitszufriedenheit ein schleichendes Gift ist – und zwar sowohl für das Management, dass sich durch die Zufriedenheitsumfragen bestätigt fühlt alles „richtig“ zu machen, als auch für den Arbeitnehmer, der sich in eine passiv/resignative Opferhaltung flüchtet.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass man bei empirischen Umfragen zur Arbeitszufriedenheit eine kritische Position einnehmen sollte, denn wie eingangs schon erwähnt, ist Arbeitszufriedenheit nicht gleich Arbeitszufriedenheit.
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